Disease-Management-Programm – Was ist das?
Der Begriff "Disease Management" bedeutet übersetzt so viel wie Krankheitsmanagement. Disease-Management-Programme, kurz: DMP, wurden in den USA entwickelt. Gemeint sind damit strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Patienten, die auf Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin beruhen. Im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) werden diese Programme auch als strukturierte Behandlungsprogramme oder Chronikerprogramme bezeichnet. Durch das organisierte und abgestimmte Vorgehen soll eine möglichst optimale Behandlung erzielt werden.
Was ist das Ziel von Disease-Management-Programmen?
- Etwa 20 Prozent der Bundesbürger leiden an einer chronischen Erkrankung wie Diabetes, Asthma oder Brustkrebs. Diese Patienten benötigen eine umfangreiche ärztliche Betreuung, was eine gute Zusammenarbeit des Hausarztes mit verschiedenen Fachärzten, Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen und nicht zuletzt mit den Patienten selbst voraussetzt.
- Die Zusammenarbeit zwischen Patienten und allen Behandlern soll durch die Disease-Management-Programme gefördert werden. Sie orientieren sich an anerkannten medizinischen Erkenntnissen, sodass jeder Patient eine zuverlässige Behandlung erhält.
- Die Politik verfolgt mit DMP zwei Ziele:
- Einerseits soll die Versorgung chronisch kranker Patienten verbessert werden, um etwa Folgeschäden durch die Grunderkrankung zu vermeiden.
- Andererseits sollen die stark ansteigenden Kosten im Gesundheitswesen gesenkt werden, indem keine überflüssigen oder doppelten Untersuchungen abgerechnet werden.
Wie werden diese Ziele erreicht?
- Um eine optimale Therapie zu sichern, legt der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patienten den Behandlungsverlauf und die Therapieziele fest. Dabei ist die aktive Mitarbeit des Patienten unerlässlich.
- Spezielle Schulungsprogramme und Patientenbroschüren informieren den Betroffenen über seine Erkrankung. Er erfährt dabei auch, wie eine Verschlechterung seiner Krankheit verhindert werden kann und was er selbst als Patient hierfür tun kann. Daneben wird er automatisch per Telefon oder Brief an Arzttermine erinnert.
- Ärzte, die an den DMP teilnehmen, bieten den Patienten eine enge Betreuung und veranlassen auch spezielle Schulungen an. Darüber hinaus füllen sie regelmäßig gemeinsam mit dem Patienten Dokumentationsbögen aus, in denen Laborwerte, Untersuchungsergebnisse, verordnete Medikamente, Folgeerkrankungen und durchgeführte Schulungen des Patienten festgehalten werden. Diese Informationen unterliegen dem Datenschutz und dürfen nur für die Zwecke des DMP verarbeitet werden.
Für welche Erkrankungen gibt es DMP?
- Fast sechs Millionen Bundesbürger nehmen an einem oder sogar mehreren Chronikerprogrammen teil. DMP werden zwar immer nur für einzelne Regionen der Bundesrepublik und einzelne Krankenkassen zugelassen, mittlerweile können aber die meisten Versicherten an folgenden DMP teilnehmen:
- Brustkrebs (über Gynäkologen)
- Diabetes mellitus Typ I („jugendlicher Diabetes“)
- Diabetes mellitus Typ II (Altersdiabetes)
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Herzinsuffizienz (in Verbindung mit KHK)
- Chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD)
- Asthma bronchiale
Welche Vorteile hat der Patient durch ein Disease-Management-Programm?
- Die Teilnahme an DMP ist für Patienten nicht verpflichtend. Es ist jedoch sinnvoll, mit dem behandelnden Arzt die Vor- und Nachteile einer Teilnahme genau abzuwägen.
- Die Beschäftigung mit der eigenen Erkrankung und das Erlernen bestimmter Anpassungen der Lebensweise bedürfen eines gewissen Zeitaufwandes der Patienten. Zudem gibt es Patienten, die sich durch die Teilnahme an einem Chronikerprogramm bevormundet und kontrolliert fühlen.
- Der Patient kann aber in der Regel mit einer Reihe von Vorteilen rechnen. Zum Beispiel:
- Die Kosten für das Programm übernimmt die Krankenkasse.
- Einzelne Therapieschritte werden aufeinander abgestimmt, überflüssige und doppelte Untersuchungen entfallen.
- Wichtige Untersuchungen werden nicht versäumt.
- Der Patient ist optimal über seine Krankheit informiert.
- Im günstigsten Fall steigen das Allgemeinbefinden des Patienten, seine Leistungsfähigkeit und seine Zufriedenheit.
Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Patienten, die aktiv an der Bewältigung ihrer chronischen Krankheit mitarbeiten, erfolgreicher behandelt werden können. Für diese aktive Rolle muss der Patient geschult werden. Disease-Management-Programme sind strukturierte Behandlungsprogramme, die den Betroffenen diese Möglichkeiten bieten.